[Strickmaschine] Wie stelle ich eine Lochkarte her?

Es hat leider ein bisschen gedauert, jetzt gibts aber endlich den Post zum Thema Lochkarte.

Ich bin leider Fototechnisch ein bisschen gehandicapt, ich hoffe das geht für euch so und es ist alles gut zu sehen.
Achtung, wird umfangreich.. ;-)

Ich zeige hier erstmal das Herstellen einer Lochkarte am Beispiel von Karten für Lochmuster. Bei Norwegermustern oder anderen Mustervarianten unterscheidet sich natürlich das auszustanzende Muster, aber das Herstellen der Karte nicht.

Die Blancolochkarten für die Brothermaschinen sehen so aus:
(Lochmusterkarten für andere Strickmaschinen sehen u.U. anders aus, haben eine andere Rasterung)


Die Rasterung auf der Karte besteht aus 10x4 großen Kästchen die aus 6x6 kleinen Kästchen bestehen, die in der Mitte ein kleines Loch haben (dazu später mehr). In einer Reihe steht jedes kleine Kästchen für eine Masche. Die Maximale Musterbreite geht also über 24 Maschen (4 große Kästchen zu je 6 kleinen Kästchen).
Das Muster auf der Lochkarte wird fortlaufend über die gesamte Breite der Strickmaschine, wenn nicht anders eingestellt, wiederholt. D.h. nach dem letzten Kästchen schließt wieder das erste Kästchen an, vor dem ersten Kästchen kommt das letzte Kästchen. Das ist wichtig zu wissen wenn das Muster versetzt wird. Dann werden Teile vorne und hinten in der Zeile angeschnitten, im Musterverlauf nachher im Strickstück ist alles wieder fortlaufend.

Es gibt Musterbücher in denen die Muster und die dazugehörige Lochkarte abgebildet sind. Diese kann man dann auf die Blancolochkarte "abzeichnen". Man kann aber auch eigene Muster entwerfen.
Dazu zeichnet man auf ein kariertes Blatt Papier die Einteilung der Lochkarte auf.
In der Annahme, dass ein Kästchen auf dem Papier auch ein Kästchen auf der Lochkarte darstellt, ergibt sich ein großer Kasten 24 x 12 cm. Unterteilt alle 3 cm in jeder Richtung. Dann ergibt sich genau das Raster der Lochkarte.


Ich habe hier mal unter dem Raster einige Lochmustervatianten aufgezeichnet und so die Rastergröße bestimmt. Das dunkel umrandete Muster ist das für die Lochkarte. Das Muster ist 3 Kästchen hoch und 5 Kästchen breit. Gerade die Breite des Musters ist wichtig für die Abstandsbestimmung zwischen den Wiederholungen und auch den Versatz in der zweiten Musterreihe. 
Hier habe ich mich für 2 Wiederholungen auf 24 Maschen entschieden. Heißt mein Muster ist 2x5 Maschen breit, also 10 Maschen, es bleiben 14 Maschen für die Zwischenräume übrig, also 7 Maschen pro Zwischenraum. Links und rechts habe ich die 7 Maschen aufgeteilt, links 4 Kästchen und rechts 3 Kästchen. In der versetzten Variante liegt die Mitte des Musters genau in der Mitte der 7 Kästchen Zwischenraum. Dann 7 Kästchen nach links das Muster bis auf 1 Loch das am anderen Ende anschließt dann sind dort auch wieder 7 Kästchen Abstand zum letzten Loch. Ich hoffe das ist nachvollziehbar.


Hier seht ihr eine Mustervariante auf 3x3 Kästchen. Da ich die Muster nicht gerne so eng mag, ergaben sich für mich bei 2 Musterwiederholungen auf 24 Maschen 18 Maschen für die Zwischenräume, also 9 Maschen Musterabstand. In der ersten Musterreihe habe ich diese 9 Maschen wieder links und rechts aufgeteilt, 4 links und 5 rechts. Die Mitte der versetzten Reihe liegt auf der 5. Masche von links oder rechts. Die 2. Wiederholung ist dann wieder über die Aussenkante geteilt. Links die beiden rechten Maschen, rechts die beiden linken Maschen und die Zwischenmasche.


Und weil ich grad so im Schwung war, noch eine Variante mit 3x5 Kästchen.

Bevor es jetzt an die Lochkarte geht, müssen wir noch kurz klären wie das denn nun eigentlich funktioniert mit den Lochmustern.
Dazu kommt der Lochmusterschlitten zum Einsatz. Dieser "parkt" bei Nichtbenutzung auf der linken Anschiebeschiene, der Strickschlitten (der Schlitten mit dem Faden) auf der rechten Anschiebeschine. 
Der Lochmusterschlitten ist einzig dafür da, die Maschen auf den Nadeln umzusetzen. Dabei werden über die Lochmusterkarte die Nadeln vorgewählt und von B-Stellung in D-Stellung gebracht, wenn der Lochmusterschlitten von links nach rechts geschoben wird. (Wir erinnern uns hier und hier habe ich das bereits erklärt) Wird der Schlitten dann von rechts nach links geschoben, werden die Maschen auf den Nadeln in D-Stellung auf die benachbarten Nadeln in B-Stellung umgesetzt. Die nun frei gewordene Nadel wird zurück in B-Stellung gebracht. Der Lochmusterschlitten wird immer so oft von links nach rechts bewegt bis keine Umsetzung der Maschen mehr erfolgt, dann wird das ganze mit dem Strickschlitten von rechts nach links abgestrickt. Einmal hin und einmal zurück, dann ist wieder der Lochmusterschlitten dran. Müssen in einer Reihe mehrere Maschen umsetzt werden, passiert das in mehreren Durchgängen. Eine Reihe Kästchen auf der Lochmusterkarte stellt immer eine Schlittenbewegung dar, von links nach rechts oder rechts nach links.
Jetzt mal langsam anhand des Beispielmusters von oben:



1. Reihe: Lochmusterschlitten von links nach rechts, die Nadeln an den Stellen der Löcher werden in D-Stellung geschoben.
2. Reihe: Lochmusterschlitten von rechts nach links, die Maschen auf den Nadeln in D-Stellung werden auf die benachbarten Nadeln umgesetzt, die freien Nadeln in B-Stellung gebracht UND die Nadeln an den Stellen der Löcher werden in D-Stellung gebracht.
3. Reihe: Lochmusterschlitten von links nach rechts, die Maschen auf den Nadeln in D-Stellung werden auf die benachbarten Nadeln umgesetzt, die freien Nadeln in B-Stellung gebracht, es werden keine weiteren Nadeln vorgewählt, weil es keine Löcher mehr auf der Karte gibt.
4. Reihe: Lochmusterschlitten von rechts nach links. Es werden keine Maschen umgesetzt und keine Nadeln vorgewählt, weil es keine Löcher mehr auf der Karte gibt und keine Nadeln in D-Stellung standen. Der Lochmusterschlitten muss aber wieder nach links, weil er dort ja parkt und dem Strickschlitten auch sonst im Weg wäre. 
Daher kommen also diese 2 "leeren" Reihen auf der Lochkarte und das "auseinandergezogene" Muster.

Und jetzt die Lochkarte:
An der rechten Seite sind fortlaufende Nummern aufgedruckt, es empfiehlt sich die Reihe mit der Nr. 1 mit einer Linie zu markieren. Das braucht man später zum richtigen "einstarten" der Lochkarte.


Dann gehts ans Übertragen der Punkte auf die Lochkarte. Ich mache das mit einem Folienstift.


Am Ende des Musters müssen sofern die Lochkarte noch nicht ganz voll ist 2 Reihen komplett gelocht werden. Da die Lochkarte rund läuft muss sie an den Enden zusammen geklipst werden und damit keine Löcher verdeckt werden gibt es am Ende die 2 "offenen" Reihen. 


Die Lochkarte wird dann hinter den offenen Reihen gekürzt.



Jetzt kommt die Lochzange zum Einsatz. Diese hat in der Mitte des Lochers eine kleine Nase, die in das kleine Loch in der Mitte der Kästchen kommt. So wird sichergestellt, dass die Löcher sich später in der Mitte der Kästchen befinden und alle gleich ausgestanzt werden.


 Nase ins Loch rutschen lassen, gibt auch ein Geräusch, das kann man gar nicht falsch machen..


Zange zusammendrücken..


Fertig ist das Loch..


Ich stanze immer von der Seite aus jeweils bis zur Mitte.


Fertig!


Jetzt kann die Lochkarte in die Maschine einsetzt werden und losgestrickt werden!

Diese Muster sieht dann so aus:


Allerdings ist das noch die Variante mit weniger Zwischenraum. So hatte ich das aus dem Vorlagenbuch übernommen. Wie oben beschrieben war mir das zu eng, daher habe ich eine neue Karte gemacht.
Den Abstand zwischen den Musterreihen kann man dadurch regulieren wie oft man zwischen den abgeschlossenen Musterreihen mit dem Strickschlitten strickt. Normalerweise sind es ja 2 Reihen (von rechts nach links und wieder zurück) Ich bevorzuge min 4 Reihen (habe ich bei dem Beispiel auf dem Foto aber auch nicht gemacht, da sind es nur 2 Reihen).

Hab ich noch was vergessen? Habt ihr Interesse an den Mustern? Ich könnte immer mal Musterkarten hier zeigen, wenn ihr die nachbauen wollt..

Schönes Wochenende euch allen!


6 Kommentare:

  1. Danke für die tolle und ausführliche Erklärung. Ich habe zwar keine Strickmaschine, finde das Thema aber sehr interessant.
    LG Mathilda

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  2. Von mir auch vielen Dank für diese tolle Erklärung!
    Ich habe mich durch meine Anleitungen gelesen und "richtige Löcher" kann meine Maschine nur mit dem Doppelbett. Die Lace Musterlochkarten benötigen alle als zweites Garn ein durchsichtiges Nylongarn dadurch scheint es dann ein Loch zu sein ist aber nicht wirklich eines.
    Ich hab noch keine meiner vielen Lochmusterkarten ausprobiert, erst mal versuche ich mich an einem einfachen glatt rechts gestrickten Pullover mit leichtem Wasserfallausschnitt, das ist fürs erste Herausforderung genug.
    Wenn ich dann aber an die Lochmusterkarten gehe, werde ich mal schauen, wie meine Maschine es macht und wenn Du nichts dagegen hast versuche ich mich an einem "herzchen Muster" wie bei Deiner tollen blauen Strickjacke...
    Aber erst mal fahre ich in Urlaub...
    Viele Liebe Grüße
    Manu

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    1. Deine Maschine kann auch Löcher! Die Maschen musst du halt dann von Hand umsetzen.. Das dauert, klappt aber genauso. Sobald eine Nadel im Gestrick frei bleibt, aber in Arbeitsstellung (bei mir B-Stellung) steht, entsteht beim nächsten Abstricken quasi ein Umschlag und daraus in der nächsten Reihe ein Loch.. Das ist schon das ganze "Geheimnis".. ;-) Das Püktchenmuster von der blauen Jacke, was zugegeben mehr nach Herzchen aussieht, ist ein einfaches Norwergermuster das mit 2 Fäden gestrickt wird. An den Stellen wo die Kontrastfarbe hin soll muss ein Loch in die Karte. Das kannste ja auspuzzeln. Bei mir waren es 7 Maschen Zwischenraum, eine ungerade Maschenzahl bietet sich immer an, wenn man das Muster auch nochmal versetzen möchte, damit es eine Mitte gibt. Allerdings hatte ich gelesen, dass es der Spannfäden wegen nicht mehr als 8 Maschen ohne Farbwechsel sein sollten. Liebe Grüße, Chrissy

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  3. Wow, das wird ja ein richtiges Strickmaschinenkompendium! Toll!

    Ich mache zwar nur Norwegerlochkarten, habe aber festgestellt, dass man sich sich die doppelte Abschlusslochzeile oben sparen kann. Stattdessen wiederholt man in den letzten beiden Zeilen nur die Löcher, die unten in der Karte als erstes nach den Löcherreihen kommen. Ich hoffe, das war jetzt einigermaßen verständlich ausgedrückt ;-)

    Liebe Grüße
    Anja

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  4. Danke, danke, danke!
    Es war bestimmt sehr zeitaufwändig diesen Post zu verfassen!? Das Prinzip habe ich verstanden und werde bald einen Versuch unternehmen meine Vorstellungen auf die Lochkarte zu bringen.
    L.G.

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  5. Das ist ja echt spannend... leider krieg ich meine Maschine (die ich von meines Mannes Patentante geerbt habe) überhaupt nicht zum laufen. Der Schlitten verklemmt schon beim ersten rüber rutschen - ob die wohl geölt werden muss - oder gereinigt ? Jetzt hab ich mich so gefreut, dass ich eine habe und es funktioniert gar nichts :-(. Vielleicht hast Du einen Tipp ? LG

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Ich freue mich über deine Meinung! Auch wenn ich nicht immer antworte lese ich aufmerksam alle Kommentare, denn ich finde dadurch lebt unser Nähnerd-Unsiversum. Vielen Dank im Voraus!

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